Mal sah Sarah einen Funken von Interesse in ihren Augen. Ich wusste gar
nicht, dass sie dich abgeholt hat.
Hat sie auch nicht. Sarah lächelte. Ulkig, dass du das sagst; ich habe
auch kurz gedacht, das wäre Emma, als ich die Bilder vor drei oder vier Ta-
gen zum ersten Mal gesehen habe. Aber das kann nicht sein, die Fotos habe
ich auf der Zugfahrt gemacht. In wie heißt noch mal dieser niedliche kleine
Bahnhof vor Windermere?
Kendal?
Ja. Ich habe die Leute auf dem Bahnsteig fotografiert, da war ein streit-
endes junges Paar. Sarah betrachtete das Bild genauer. Normalerweise hatte
sie ein gutes Gespür für Gesichter, das gehörte zum Beruf. Hm ich dachte
schon, die Ähnlichkeit mit Emma würde nur in meiner überreizten Fantasie
existieren.
Nein, Sarah, ich meine nicht, sie sieht aus wie Emma, das ist Emma. Ich
kenne diesen Pullover.
Ernsthaft? Sarah runzelte die Stirn. Das ist ja ein Zufall. Ich dachte, ihr
wärt an dem Tag alle unabkömmlich gewesen wegen des Feuers. Hat Emma
vielleicht Besuch zum Bahnhof gebracht?
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Wir hatten keinen Besuch. Aber andererseits hätte in der Aufregung sich-
er niemand ihre Abwesenheit bemerkt. Das ist wirklich komisch.
Vielleicht dachte sie, ich komme in Kendal an , schlug Sarah vor, doch
ihre Schwester schüttelte den Kopf.
Ich bin mir sicher, dass ich nur mit Liz darüber gesprochen habe, wann
und wo du ankommst. Sie hatte vermutlich nicht die geringste Ahnung, dass
du in diesem Zug sitzt.
Dann liegt die Antwort wohl bei ihrem mysteriösen Begleiter.
Du meinst, sie hat einen heimlichen Liebhaber?
Sarah hätte fast über Carolines fassungsloses Gesicht gelacht.
Eigentlich meinte ich etwas anderes.
Wieso, traust du ihr das nicht zu? Ich meine, ein fremder junger Mann,
den sie vor uns allen verschweigt, wonach sieht das für dich aus? Thomas be-
handelt sie schlecht. Vielleicht ist sie endlich zu dem Schluss gekommen,
dass sie sich das nicht länger bieten lassen will.
Schau dir mal sein Gesicht an.
Caro zuckte die Achseln. Er ist ein bisschen jung für sie.
Das meine ich nicht. Sieh dir die Gesichtsform an. Dieselben Wangen-
knochen, dasselbe Kinn. Da ist eindeutig eine Familienähnlichkeit. Vielleicht
Emmas Bruder? Sarah betrachtete das Bild eingehender. Die Haare waren
dunkler und lockiger als die von Emma, was das Gesicht des jungen Mannes
weniger farblos wirken ließ. Trotzdem war die Ähnlichkeit da.
Könnte das nicht Zufall sein? , fragte Caroline zögernd. Ich glaube
nicht, dass Emma noch lebende Verwandte hat. Sie redet so gut wie nie über
ihre Familie; ich glaube, ihre Kindheit war kein Zuckerschlecken.
Sie hat sich für sie geschämt , sagte Sarah leise. Das Gespräch auf dem
Weg zur Weide fiel ihr wieder ein. Sie hat es mir erzählt, aber ich hatte
keine Ahnung, dass es von Bedeutung sein könnte. Sie hat mich gefragt, ob
ich von meiner Familie enttäuscht sei, und darauf gedrängt, dass ich dich
nicht im Stich lassen dürfe.
Caro schüttelte zweifelnd den Kopf. Du denkst, sie hatte Besuch von ihr-
em Bruder und hat hier niemandem etwas davon gesagt? Das ist wirklich
seltsam.
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Vielleicht war das der Grund für den Streit auf dem Bahnhof , mutmaßte
Sarah und betrachtete das Foto mit zusammengekniffenen Augen. Der Mann
trug speckige Jeans und eine abgewetzte Lederjacke. Er sieht nicht gerade
wohlhabend aus, eher ein bisschen abgerissen.
Caro schüttelte ungläubig den Kopf. Sarah, lass uns mit Emma reden,
wenn sie zurück ist.
Wo ist sie hin? , wollte Sarah wissen.
Nach Keswick, Futtermittel kaufen. Sie müsste jeden Moment
wiederkommen.
Sie tranken Kaffee in der Küche, als Julia hereinstürzte. Caroline, are you
in there?
Erhitzt vom Laufen, rang Julia heftig nach Atem. Come quickly or he ll
hurt her! , stieß sie hervor.
Who?
Thomas! He’! s hitting Emma. You ve got to help! I called for Liz but I
can t find her.
Caro warf Sarah einen raschen Blick zu. Emma is back? Where are they?
In the barn! Come on!
Emmas hysterische Schreie waren über den ganzen Hof zu hören. Entsetzt
starrte Sarah auf das Bild, das sich ihnen in der Scheune bot.
Emma kauerte mit wirrem Haar neben der Leiter, die hinauf zum
Heuboden führte. Ihr linkes Auge war völlig zugeschwollen, ansonsten schi-
en sie jedoch unverletzt. Sie schrie offenbar aus Sorge um einen jungen
Mann, den Thomas unerbittlich festhielt. Er war größer als Thomas, aber
wesentlich schmächtiger.
Hey , protestierte der Mann, you ve got the wrong idea! [ Pobierz całość w formacie PDF ]